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1000 Jahre in 1000 Schritten

15.9.2022 Zusammenfassung einer Arbeit unter Freiern Himmel
1000 Jahre in 1000 Schritten
Begonnen hat unser abendlicher Spaziergang beim Denkmal des
Wiener Bürgermeisters Andreas von Liebenberg, der sich während
der zweiten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1683 grosse
Verdienste erwarb, als er den Durchhaltewillen der Wiener Bürger
entscheidend förderte und zu erhalten verstand. Den Erfolg erlebte
er allerdings nicht mehr, 2 Tage vor der entscheidenden Schlacht
starb er. Das Denkmal bezieht sich auf ihn als Sieger über die
Türken.
Weiter führt uns der Weg in Richtung historischer Mölkerbastei,
womit unsere 1 OOOjährige Wanderung beginnt. Die unten liegenden
Quadersteine des Fundamentes gehen möglicherweise sogar auf
die Keltenzeit und später auf die Römer zurück. Ursprünglich
Schattenbastei genannt, erstreckte sie sich entlang der Ringstrasse
als Erdwerk, später vergößert und verstärkt als Ziegelbau. Lehrlinge
waren Zubringer des Materials, Gesellen setzten die Ziegel Stein auf
Stein zu einer Mauer, die Meistern überwachten streng die
Arbeiten. Verschiedentlich durch Kriegseinwirkungen beschädigt,
wurde der größte Teil schließlich im Zuge der Stadterweiterung
1870/ 71 demoliert.
Auf dem Weg hinauf zur Bastei kommen wir am Mahnmal der
„Trümmerfrauen“ vorbei. So wurden jene Frauen bezeichnet, die
nach dem Zweiten Weltkrieg die durch den Krieg angerichteten
Schäden beseitigten,
Angekommen oben auf der Bastei bleiben wir gleich bei Haus
Nummer 10 stehen. Ottilie von Goethe, die Schwiegertochter von
Johann Wolfgang von Goethe lebte fast 30 Jahre vornehmlich in
Wien mit einem großen Wiener Freundeskreis. Goethes Enkelin
Alma, die er über alles liebte, verstarb hier mit nur 17 Jahren und
wurde am Ortsfriedhof von Währing- dem heutigen Schubertparkbeigesetzt.
40 Jahre später wurde ihr Leichnam nach Weimar
überführt, wo sie zu Füßen des Großvaters ruht. Kurz vor ihrem Tod
stand das hübche, junge Mädchen dem Münchner Bildhauer Ludwig
Schwanthaler Modell. Wofür- davon etwas später.
Das Nachbarhaus führt den Namen des Besitzers Pasqualatti,
einem Gönner von Ludwig van Beethoven. Der Künstler lebte mit
Unterbrechungen acht Jahre in diesem Haus, bedeutende Werke
sind dort entstanden wie Symphonien, Klavierkonzerte und die Oper
Eleonore.
Weiter führt unsere Route an hübschen Biedermeierischen
Bürgerhäusern vorbei – ein kurzer Blick auf das sogenannte 3
Mäderlhaus, in dem angeblich die Schwestern Fröhlich gewohnt
haben sollen. Franz Grillparzer und auch Franz Schubert sollen auch
häufig Gäste gewesen sein. Romantische Filme, kitschige Romane
wurden darüber verfasst: alles nicht wahr, wie wir heute wissen!
Und jetzt nach wenigen Schritten sind wir angelangt – auf der
Freyung , dem großen Platz vor dem Schattenstift, das ursprünglich
noch ausserhalb der Stadtmauer gelegan war. Ehe wir uns den
„Schotten“ widmen gilt unser Besuche einem der eindrucksvollsten
Wiener Barockpalästen – dem Palais Kinsky.
Schon beim Betreten wird einem die enorme Ausdehnung des
Baues bewusst und wenn man dann noch das Glück hat und die
riesigen Türen zur Freitreppe pffen sind, kann man die köstlichen
Figuren des genialen Bildhauers Raphael Donner bewundern,
Wir wollen aber weiter hinüber zum Schattenstift. Von Herzog
Heinrich Jasomirgott waren lro-schottische Mönche aus
Regensburg nach Wien berufen worden im Jahr 1155. Er
bestätigte die Schenkungen in einem Stiftsbrief und bestimmte das
Schattenstift zur Begräbnisstätte für sich und seine Familie.
Ausserdem ließ er ein Spital für erkrankte Kreuzfahrer errichten.
Neben der Gewährung des Asylrechtes dachte Herzog Heinrich II.
.auch an das leibliche Wohl der Mönche und ließ ihnen täglich
Speise und Trank aus der Hofküche bringen. Das erregte die
Neugier der Wiener und schnell versuchte man die Deckel von den
Töpfen zu heben. Daher stammt der Wiener Ausdruck
„Häferlgucker“.
Das nachbarlicht Prioritätshaus hat von den Wienern den
Spitznamen Schubladkastenhaus bekommen wegen seiner
Ähnlichkeit mit dem gleichnamigen Möbelstüsk =Kommode mit
Laden.
Im Zentrum des Platzes steht als Blickfang der Austria Brunnen
aus dem Jahr 1844 vom Münchner Bildhauer Schwanthaler
entworfen und in München gegossen. Modell für die Austria soll wie
schon erwähnt, Alma von Goethe gestanden haben. Eine Anekdote
erzählt , dass Schwanthaler die Figuren vor dem Versand in
München mit Tabak und Zigaretten habe füllen lassen, um alles
nach Österreich zu schmuggeln. Als dann alle Teile in Wien
zusammengebaut werden sollten, sei der Meister erkrankt und
verhindert gewesen, die Tabakwaren wieder aus den Statuen zu
nehmen. Anläßlich des Baues der Tiefgarage auf der Freyung wurde
der Brunnen abgebaut. Angeblich hat man dabei echte Tabakkrümel
in einzelnen Teilen der Statuen gefunden – so hat es mir einer der
Archäologen zumindest erzählt.
Wir queren denPlatz und wandern über die Innenhöfe des Palais
Harrach, einem weiteren prunkvollem Beispiel hochbarocker
Palastbauten in das benachbarte Palais Ferstel. Unterschiedlicher
kann Architektur kaum sein: vom Hochbarock des Palais Harrach
in den Romantischen Historismus des Heinrich von Ferstel. Geplant
als Gebäude für die Österreichische – Ungarische Bank, der Börse,
einem Kaffehaus und als absolute Novität eine Passage mit einem
Basar. Einen deutlichen Hinweis gibt auch der Donaunixenbrunnen
im Zentrum. Praktische Erfordernisse verbinden sich meisthaft zu
eine künstlerischen Komposition. Im 2. Weltkrieg schwer bescädigt
und im laufe der Jahre mehrfach verwahrlost wurde das Gebäude
letztlich Generalsaniert, das Cafe Central neu eröffnet. Das Gebäude
befindet sich im Besitz der Stiftung von Karl Wlaschek, der in der
Wiener Innenstadt 11 Palais erworben hatte und ohne Rücksicht
auf die finanziellen Kosten mit großem Aufwand alle hervorragend
sanieren ließ.
Am Cafe Central vorbei stehen wir jetzt in der Herrengasse gleich
vis a vis des Palais Batthanyi, dem späteren Hotel Klomser. Dort hat
sich im Mai 1913 einer der größten Spionageskandale in der
Geschichte der Habsburgermonarchie zugetragen.
Generalstabsoberst Alfred Redl, wegen seiner homosexuellen
Lebensführung schon seit zwölf Jahren vom russischen
Geheimdienst erpresst, wurde entlarvt. Anstatt ihn zu verhaften,
Vernehmungen durchzuführen, entschied man sich für eine
unauffällig Lösung des Fallles. Redl wurde auf seinem Zimmer
gestellt und ihm nahe gelegt, dass ein ehrenvoller Abgang von ihm
erwartete würde. Man übergab dem überführten Verräter einen
Revolverund beendete unrühmlich diesen Skandal„ Dass Russland
sämtliche Aufmarschpläne der österreichisch- ungarischen Armee
kannte, hat sich in der Folge des Ersten Weltkrieges als fatalen
Fehler erwiesen.
Die Herrengasse ist eine wirklich noble Gasse: Als wichtiges Zeugnis
der Österreichischen Geschichte gilt das Niederösterreichische
Landhaus . nicht nur dass seine Baugeschichte bis in das 16.
Jahrhundert reicht war es immer ein Zentrum wichtiger
monarchischer, historischer und politischer Ereignisse. Als Beispiel
sei das Jahr 1848 genannt, hier begann die Märzrevolution, nach
1918 bis 1997 Sitz des niedeösterreichischen Landtages. Heute
dient es als Veranstungszentrum, Kongresse und Feierlichkeiten. In
direkter Nachbarschaft im Palais Mollard findet man das weltweit
einzige öffentliche Globenmuseum mit der faszinierenden Welt der
Erd- und Himmelskunde, historischer Globen und diverser
globenverwandter Instrumente.
Noch sind wir nicht am Ende angelangt, das Palais Wilczek in der
Herrengasse 5 liegt noch vor uns. Es ist eines der ganz wenigen
Adelspaläste in Wien, der sich noch nach fast 200 Jahren im
Eigentum der Grafen Wilczek befindet. Hans Graf Wilczek, aufgeklärt
und liberal denkend wurde zu einem der engsten Vertauten des
unglücklichen Kronprinz Rudolf von Habsburg.
Leider existiert das im Nachbarhaus beheimatete berühmte Cafe
Griensteidll nicht mehr. Im späten 19. Jahrhundert ein berühmtes
Künstlerlokal auch bekannt als „Cafe Größenwahn, wurde es 2017
geschlossen, 2020 eröffnete in den Räumen des ehemaligen
Kaffeehauses eine große Supermarktkette eine Filiale. Dieses
Schicksal wird dem gegenüberliegenden Looshaus aus 1909
sicherlich verwehrt bleiben. Das Gebäude von Wenigen bejubelt von
der Bevölkerung und Stadtregierung geschmäht ist es ein zentraler
Bau der Moderne in Wien. Deutlich markiert es die Abkehr vom
Althergebrachtem, dem Historismus aber auch von dem blumigen
Schmuck der Secessionisten. Als nobler Modesalon und eleganter
Herrenschneider errichtet hatte es mit dem Zusammenbruch der
Monarchie und der folgenden Rezession seine Bedeutung verloren.
Der 1941 geborene Architekt Burkhardt Rukschcio, einer der
bekanntesten Spezalisten für Leben und Werk Adolf Laos‘, erkannte
die Bedeutung des vollkommen heruntergekommenen Baukörpers .
Ihm und den großzügigen Geldgebern ist es zu verdanken, dass der
Bau wieder in den Originalzustand versetzt werden konnte. Heute
bedeutet das Looshaus einen weltweiten Fixpunkt in der
Geschichte der Internationalen Architektur des vergangenen
Jahrhunderts.
Nun wollen wir unsere Zeitreise beenden und wenden uns dabei der
Vder Mitte zu, die auf dem Michaelerplatz so deutlich und
eindrucksvoll zu erleben ist. Die Reste eines römischen LagerDorfes
konnten freigelegt werden, die nicht nur den Familien und
Konkubinen der römischen Legionäre als Lebensraum dienten,
sondern gleichzeitig neben Geschäften und Schenken oft auch
Bordelle aufwiesen. Gleichzeitig verliefen zwei Strassenzüge über
den Kohlmarkt und Michaelerplatz. Hier kreuzte sich die
Bernsteinstrasse als Nord-Süd Verbindung mit der Handelsstrasse ,
der an der Donau entlangführenden Limesstrasse. Ein wichtiger
Verkehrsknotenpunkt in Mitteleuropa!
Vindobona so hiess das Legionslager, das der römische Kaiser
Marc Aurel um das Jahr 180 besucht hatte und vielleicht auch hier
gestorben ist. In der Nachwelt als Philosophenkaiser präsentiert
möchte ich meine Arbeit mit einem Zitat aus seinen
Selbstbetrachtungen beenden:
SCHAUT ZURÜCK AUF DIE VERGANGENHEIT MIT IHREN SICH
VERANOERTEN REICHEN,
DIE AUF- UNO ABFIELEN,
UNO IHR KÖNNT AUCH DIE ZUKUNFT VORHERSEHEN

Die Hofburg zu Wien – der profane Spaziergang

Foto Satellit

Im Vorjahr hatte ich über die geschichtliche Entwicklung der Wiener Hofburg erzählt, heute wollen wir gemeinsam einen kurzen Spaziergang durch die historische Anlage machen. Unser Treffpunkt ist die Augustinerbastei, einem Baurest der alten Stadtmauern rund um die Innenstadt, die Mitte des 19. Jahrhunderts abgetragen worden sind.

Foto Stadtmauern mit Brunnenfiguren

Zur Zeit Maria Theresias wurde hier oben das Palais Taroucca errichtet, dem späteren ständigen Wohnsitz von Marie-Christine und ihrem Ehemann Herzog Albert von Sachsen-Teschen.

Nach erheblichen Umbauten im Sinne Herzog Albrechts und dessen aufgeklärten Gedankengutes fand das Ehepaar des im klassizistischen Stil erweiterten Stadtpalais die passenden Möglichkeiten der Präsentation ihrer schon damals bedeutenden Sammlungen.

Foto Dürer Hase

In einem Servitut seines Testaments verfügte der  Herzog, dass seine grafischen Kunstsammlungen weder geteilt noch veräußert werden dürften;

Foto Erzherzog Albert

Der spätere Erbe, Erzherzog Albrecht, Enkel des Kaisers Leopold II. hier sehen wir ihn hoch zu Ross,  übernahm die Sammlung im Sinne seiner Gründer. Ihm selbst als ausgebildetem konservativen Militär fehlte jegliche künstlerische Neigung. Er begnügte sich damit, die Sammlungen  zu erhalten und gut verwalten zu lassen. Heute kennen wir sie als die Staatliche Sammlung Albertina.

Foto Reiterstandbild Erzherzog Carl

Weiter spazieren wir entlang der eleganten Gartenfassade mit dem beeindruckenden herzoglichen Wappen Sachsen-Teschen  oberhalb der Terrasse

Foto Palais Gartenseite

in Richtung der Wiener Hofburg bis zum Ende der „Cortina“ Mauer, wo  wir nach einem kurzen Blick auf die Nationalbibliothek und die bewegliche Kunstinstallation von Georg Rickey, die von Carl Djerassi  (Erfinder der Anti-Baby-Pille, wofür der Nobelpreis an ihn verliehen wurde) der Stadt Wien gestiftet worden ist.

Foto Mobile von Car Rickey, USA

Dort scharf  nach links auf die Albertina Rampe einbiegen und langsam hinunterschlendern. Normalerweise vollgeparkt, ermöglicht sie uns heute einen autofreien Blick auf die Wiener Staatsoper.

Foto Albertina-Rampe

Am Fuß angelangt, geht es nach rechts kurz in die Goethegasse – wer würde ihn nicht kennen?

Foto Goethe

durch das Hofgartentor hinein in den Burggarten.

Foto Hofgartentor

Im 17. Jahrhundert ließ der sehr kunstsinnige Kaiser Leopold I. auf der Cortina-Rampe ein gewaltiges hölzernes Opernhaus für 5000 Besucher errichten, ein Logentheater mit drei Galerien. Wegen der nahenden Türkengefahr  im Jahr 1683 wurde es allerdings abgetragen.

Heute steht an ungefähr derselben Stelle das elegante Palmenhaus, das jüngste der zahlreichen kaiserlichen Gewächshäuser in Wien.

Foto Jugendstil Palmenhaus

Weiter spazieren wir tiefer in den Garten hinein und stehen vor einem eher unscheinbaren Reiterstandbild, klein im Verhältnis der üblichen monumentalen Reiterdenkmäler in der Stadt. Es zeigt uns Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, den geliebten Ehemann Maria Theresias.

Foto Denkmal Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen

Nach seinem so plötzlichen Tod in Innsbruck war es das allererste Reiterdenkmal dieser Art in ihrem Reich. Somit hatte sie ihr geliebtes „Mäusl“ immer im Blick.

Vorbei am berühmten Wolfgang Amadeus Mozart , dargestellt als wäre er soeben dabei, ein Musikstück zu Papier zu bringen. Alle kennen wir sein wohl berühmtestes Opernwerk „Die Zauberflöte“; heute noch, wie eh und je, gibt sie der Regie die verschiedensten Möglichkeiten der Interpretation in erstaunlich unterschiedlichen Sichtweisen … nicht aber für uns!

Foto Denkmal Bruder Mozart

Nachdem wir ihm unsere Reverenz erwiesen haben, wenden wir uns der Neuen Burg zu, gemächlich an der Schmalseite in Richtung Burgtor führt uns der Weg.

Das Gartentor,  das zur Ringstraße hinausführt, hat den Namen Babenberger Tor – ist uns das früher schon einmal aufgefallen?

Foto Schmalseite Neue Burg

Und haben wir jemals bemerkt, dass  an der Neuen Burg etliche verschiedene Reliefs im Gemäuer zu sehen sind? Allegorien, verschiedenes Kriegsgerät – alles als probates Mittel zur Darstellung der kaiserlichen Macht – das kommt uns sehr bekannt vor?!

Foto Medusa Medaillon

Vor uns sehen wir bereits das Burgtor, den verbliebenen Bauteil der ehemaligen Stadtbefestigungen rund um die kaiserliche Residenzstadt. Historisch sieht es aus, ist aber ein klassizistischer Neubau des frühen 19. Jahrhunderts als die napoleonischen Truppen 1809 im Auftrag ihres Kaisers Napoleon beim Abzug aus Wien große Teile sprengten. Wir werden das noch sehen.

Jetzt aber ein Blick auf die sehr interessante  Beleuchtung des Burgtores. Eindrucksvoll ist diese Lichtinstallation aus Anlass der jährlichen Feierlichkeiten zum Gedenken an den 8. Mai 1945. Das Konzert der Wiener Symphoniker zum „Fest der Freude“ ist Tradition geworden und zieht jährlich viele Menschen an.

Foto Burgtor Beleuchtung 8. Mai

Ja, der Heldenplatz … mächtig liegt er vor uns mit dem gewaltigen Bau der Neuen Burg. Heute ist sie Heimstätte verschiedener Institutionen wie zum Beispiel Sammlung der Historischen Musikinstrumente (SAM), Weltmuseum, Lesesaal der Nationalbibliothek und noch einiger mehr. Und sehr geschichtsträchtig ist der Balkon unter dem kaiserlichen Doppeladler.

Foto Neue Burg

Die Kriegsschäden sind längst beseitigt, nur alte Fotografien geben Zeugnis davon.

Dass vor 135 Jahren nicht nur das äußere Burgtor, sondern auch die Burgbastion vor dem Leopoldinischen Trakt verwüstete wurde, erzählt uns dieser alte Stich im Detail.

Foto Historische Ansicht

Durch diese brutalen Gewaltakte hat sich dann allerdings die Möglichkeit ergeben, die Durchgänge zur inneren Burg zu erweitern. In der Vergangenheit waren Pläne zu einer Stadterweiterung  immer wieder erwogen worden. Jetzt war der Zugang zum inneren Burghof erleichtert, und wir werden ihn gleich benützen. Sofort fällt uns das ungewöhnlich gefärbte Schweizer Tor auf.

Foto Schweizer Tor

Das  Mauerwerk passt so gar nicht in die in Wien übliche Gestaltung. Dieses dunkle Rot und das matte Schwarz … in Wien würde man sagen: das kommt mir spanisch vor! Und in diesem  Fall ist es vollkommen richtig.

Ferdinand, der jüngere Bruder von Kaiser Karl V., hatte seine Kindheit in Spanien verbracht, wuchs in der spanischen Tradition auf. Als er dann von seinem älteren Bruder Karl V. quasi nach Wien „versetzt“ worden war, brachte er etliche Einflüsse seiner alten Heimat mit. Er war der Auftraggeber für den Neubau eines prunkvolleren Eingangstores in seine Residenz. Nach der neuesten Mode, der Renaissance, sollte  der Zugang über den Burggraben errichtet werden und spanisches Flair und südländische Atmosphäre in die Stadt bringen.

Eklatanter Platzmangel in der Alten Burg machte später einen Neubau auf der anderen Seite des Turnierplatzes dringend erforderlich, heute als Amalienburg bekannt. Auch das ein Bau der Renaissance. Markanter Blickfang unter dem Dachtürmchen sind zweifelsohne die drei Uhren: eine astronomische Mondphasenuhr, eine Normal- und eine Sonnenuhr

Foto Amalienburg

Der eindrucksvollste Bau im inneren Burghof  allerdings ist der Reichskanzleitrakt, den wir alle sehr gut kennen.

Foto Reichskanzleitrakt

Es ist ein mächtiger Bau gekrönt von einer ebenso mächtigen Figurengruppe.

Mit seiner überdimensionierten Kaiserkrone, dem Familienwappen des Hauses Habsburg (noch ohne Lothringen),  umgeben von der Collane des Ordens vom  Goldenen Vlies und den fanfarenblasenden  Genien unterstreicht er den Machtanspruch Kaiser Karl VI. und seines  Wahlspruches: Constanter  continent  orbem  („Unabänderlich hält er die Welt zusammen“).

Weiter lenken wir unsere Schritte über den ehemaligen Turnierplatz, in der Mitte steht das Denkmal für Kaiser Franz II., I.  Auch er hatte ein Motto:“ Meine Liebe meinen Völkern“  – das klingt sehr eigenartig, war doch seine Regierungszeit geprägt von Polizeigewalten im Metternich‘schen System.  Also rasch vorbei an den kollosalen Herkulesfiguren des  Lorenzo Mattielli, ein flüchtiger Blick zum Wappen an der Alten  Burg lässt uns verblüfft innehalten. Kein Doppeladler?

Foto Wappen König von Ungarn

Dieses Familienwappen,  ursprünglich an der Gartenmauer der Alten Hofburg in der heutigen Reitschulgasse angebracht, wurde anlässlich der Errichtung der Winterreitschule hierher versetzt.  Zu dieser Zeit war Ferdinand NUR König, daher der Königsadler.

Weiter gehen wir an den monumentalen Herkulesfiguren des Lorenzo Mattielli vorbei, die die Durchgänge flankieren und  sind jetzt unter der Michaelerkuppel: ein kurzer Blick zur Gottfried-von-Einem-Stiege; der Komponist  hatte bis zu seinem Tod hier Wohnung genommen.

Foto Gottfried von Einem

Während des Hitlerregimes bot er Gefährdeten Unterschlupf in Maria Alm bei Ramsau, Feriendomizil der Familie.  Auch meiner Mutter und ihren beiden Kindern. Ich kann mich noch gut erinnern. Sein erstes bedeutendes Opernwerk  „Dantons Tod“, 1947 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, ist Kontrapunkt zum Nationalsozialistischen Regime.

Sein schriftlicher  Nachlass ist  zu seinen  Lebzeiten den Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien übergeben worden. Gleich vis à vis ist das uns allen sehr bekannte Tor zu den Kaiser-Appartements  etc.  Heute gehen wir nicht hinein, sondern wir sind gleich am Michaelerplatz.

Foto Michaelerplatz

Ein sehr ungewöhnliches Bild, alles leer… Selbst wenn es das Griensteidl noch gäbe, heute könnten wir nicht hinein – alles ist geschlossen!

Foto Großes Michaelerhaus

Förmlich springt uns das Große Michaelerhaus in das Auge, denn hier hat der junge Joseph Haydn in einer schäbigen, feuchten Dachkammer einige Zeit hausen müssen, ehe seine Karriere einen steilen Aufstieg am Hof des Fürsten Esterhazy  genommen hat. Rechts und links von uns gibt es die beiden barocken Brunnen. Sie  stellen des Kaisers Macht zu Land und zu Wasser dar. Der Brunnen mit den Fischen und Seeungeheuern  ist besonders eindrucksvoll und passt genau ins Heute!

Foto Neptun-Brunnen

Covid19 ohhhhh, schreit Neptun entsetzt.

Schnell gehen wir weiter und da sind sie, die weißen Hengste, auch sie im Corona-Modus. Nicht auf den ersten Blick erkennbar. 

Foto Spanische Hofreitschule

Und weiter auf den Josefsplatz hinaus zum Pallavicini; da möchte ich Euch etwas höchst Ungewöhnliches zeigen, eine russische Inschrift am Palais.

Foto Sowjetische Informationstafel

Schwer zu entziffern.

Es ist ein  Kontrollzeichen der Sowjetunion  während der Zeit von 1945 – 1955; wenn die interalliierte Zone, der erste Bezirk, unter  deren Kommando stand, wurden sämtliche Gebiete streng überwacht und die Kontrollen an Hausfassaden vermerkt.

Wieder stehen wir auf einem der weitläufigen Plätze der Wiener Hofburg.

Foto Augustinertrakt Josefsplatz

Sehr viel kann er uns erzählen, wie zum Beispiel, dass hier auch das Naturalienkabinett des Kaisers Franz I. sich befunden hatte. Als dann die Wiener Bevölkerung sich gegen das Haus Habsburg 1848 erhoben hatte, es zu erheblichen Kämpfen gekommen war, brach in diesem Teil neben der Augustinerkirche Feuer aus und vernichtete einen Großteil der Artefakte, so auch den armen Bruder Angelo Soliman, den der Kaiser trotz heftiger Proteste, besonders seiner beiden Töchter, nach dessen Tod  hatte mumifizieren lassen  und als Ausstellungsobjekt der Sammlung einverleibt hatte.- Feuer kann auch eine reinigende Wirkung haben.

Foto Nationalbibliothek

Eine weitere nicht ganz unwesentliche Tafel finden wir in der Nähe des Einganges zur Österreichischen Nationalbibliothek: Es ist ein hebräisches Lobgedicht aus der jüdischen Gemeinde in Mantua  auf  Kaiser Josef II., der durch sein  Toleranzpatent 1781/82 völlige Religionsfreiheiten gewährt hatte.

Noch rasch ein kurzer Besuch in der Hofkirche Sankt Augustin zum Epitaph für Marie-Christine, einem eindrucksvollen Werk des Venezianers Antonio Canova.

Foto Epitaph Marie-Christine

Der Kreis schließt sich, denn der Auftraggeber war Herzog Albert von Sachsen-Teschen in Erinnerung an seine geliebte Gattin und Gefährtin. Als Tochter von Kaiser Franz Stephan kannte sie die Bedeutung eines internationalen Netzwerks  nur zu gut, war selber auch mit eingebunden. Tatkräftig hat sie ihn bei seiner Sammelleidenschaft unterstützt.

Foto Albertinastiege

So landen wir wieder bei der Albertina und hätten uns gemeinsam Kaffee und Kuchen verdient – im Kaffee Sacher!

Mit Aug‘ und Ohr – also die Hofburg zu Wien

Erst als wir ihn nicht mehr gehabt hatten, unseren Tempel in der Hofburg, ist uns bewusst geworden, was für uns, die Geschwisterkette, Heimat auch bedeuten kann.

Freimaurerisch kann man ja überall arbeiten – mit der Arbeit im Tempel ist es aber niemals zu vergleichen. Als im Winter des letzten Jahres die große Flut buchstäblich über unserem Tempel ausgebrochen war und wir so gastlichen Unterschlupf bei unserer Geschwisterloge gefunden hatten, sind wir sehr dankbar gewesen aber doch haben wir gespürt, was es bedeutet, quasi „heimatlos“ zu sein. Einige Monate später waren wir wieder daheim hier in der Hofburg, hier in diesem Raum, in unserem Tempel.

UND es ist wunderbar.

UND wir haben ein Dach über dem Kopf – wir haben sogar ziemlich viel Dach über unseren Köpfen, 210.000m2 das entspricht ziemlich genau 25 Fußballfeldern.

So entstand mein Wunsch, diesen Ort, den Raum, den Bau und seine Geschichte zu erzählen.

Alle kennen wir sie, die Wiener Hofburg. Aber wissen wir, wie sie eigentlich entstanden, gewachsen ist?

Erinnern wir uns an ihre historische, kulturgeschichtliche und politische Bedeutung?

Mit  Aug’und Ohr will ich mich mit euch auf eine Reise durch 700 Jahre begeben, beginnend mit dem  Mittelalter als im 13. Jahrhundert  mit dem Bau dieser befestigten Wehranlage, der „Alten Burg“, begonnen worden war.

Die gotische Burg war eine sehr einfache Anlage: ein von vier Türmen beschütztes und von drei Trakten umgebenes Geviert mit hölzernen Wehrgängen an der Innenseite und einer einfachen Einfahrt. Der Radbrunnen im Hof versorgte die Bewohner mit Wasser, daneben befanden sich freistehende Stallgebäude und hölzerne Wirtschaftschuppen. Bessere Holzdecken und schönere Täfelungen gab es nur in den Prunkzimmern. Die Habsburger Herzöge erweiterten ihre Residenz ständig mit zusätzlichen Bauten, wie einem Tanzsaal und einer Burgkapelle mit angeschlossener Schatzkammer, in der die wertvollen Kleinodien aufbewahrt wurden. Ein wichtiger Bauteil war der außergewöhnlich massige Widmertorturm, in dem Rudolf, der Stifter, an der Stätte seiner Geburt, eine Allerheiligenkapelle stiftete, aus der das Domkapitel von St Stephan hervorging. Auch die Gründung der „Alma Mater Rudolfina“, der Wiener Universität im Jahre 1365 ist diesem ehrgeizigen und diplomatischen Habsburger zu verdanken. Höchst zielstrebig gelang ihm auch die Erwerbung von Tirol, ein politischer Erfolg von größter Tragweite.

Die mittelalterliche Burganlage ist in ihrem Kernstück bis heute erhalten, nur die 4 Ecktürme, der größte Teil des Burggrabens und die Zugbrücke mussten im Lauf der Zeit den Neuerungen weichen.

Wenn auch die Alte Burg für die Habsburger nicht unbedingt die bedeutendste Residenz gewesen ist – sie saßen ja meist im Sattel zur Visitation und Verteidigung  ihrer Herrschaftsbereiche – so waren die Eroberungen der östlichen Gebiete des Reiches durch den ungarischen König Matthias Corvinus, der mit seiner Gattin Beatrix in der  Wiener Hofburg Quartier nahm, für den zögernden Kaiser Friedrich III. ein großes Problem. Als aber dann der kränkliche Ungarnkönig 1490 in der Wiener Burg starb, besetzte sein Sohn Maximilian I. sogleich Stadt und Burg. Er ließ umfassende Ausbesserungen durchführen, z.B. wurde der Innenhof gepflastert, für damalige Verhältnisse eine ungeheuere Neuerung, das große Vogelhaus erneuert und für seine persönliche Bequemlichkeit ein Zimmer ausgestattet. Besonderes Augenmerk wurde auf die Wehranlagen gelegt. Denn noch sehr gut konnte sich Maximilian an seine frühe Kindheit erinnern, als er mit Vater und Mutter von einem wütenden, aufgehetzten Wiener Pöbel tagelang in der Burg belagert worden war.

Ein einschneidendes Ereignis ergab sich für den alternden Kaiser Maximilian I. im Jahr 1515 als es in Wien zu Verhandlungen und persönlichen Zusammenkünften dreier mitteleuropäischer Herrscher kam.

Maximilian I. gilt als erfolgreichster Anwender seiner Heiratspolitik.

Seit längerem hatte er schon versucht, die erworbenen Rechte auf die Erbfolge in Ungarn nicht allein politisch zu sichern. Seine Enkelkinder, Karl, Ferdinand und Maria waren zwar noch jung, er aber plante deren Leben bereits weit in die Zukunft, folgend seinem Motto:

Bella garant alii, tu felix Austria nube

Andere mögen Kriege führen, Du glückliches Österreich heirate!

So lag es Nahe, die gefährdeten Ansprüche durch familiäre Bindungen

zu festigen. Nach langwierigen Verhandlungen einigte man sich auf Wien und die Alte Burg als Ort des Zusammentreffens.

Unter größter Prunkentfaltung erfolgte am 17. Juli 1515 der feierliche Einzug der Herrscher und ihres Gefolges. König Wladislaw von Ungarn und Böhmen erschien mit seinem Sohn Lajos/Ludwig und seiner Tochter Anna, sein jüngerer Bruder König Sigismund von Polen mit seiner Gattin Barbara. Es war ein unbeschreibliches Spektakel mit Pauken und Trompeten, als der Zug der Gäste auf das große Turnierfeld vor der Burg – dem heutigen Inneren Burghof –  zog, um dort empfangen zu werden. Eigens hatte der Hofkomponist Heinrich Isaasc seine Musiker aufspielen lassen und das hat dann wohl so geklungen:

HEINRICH ISAAC:  FANFARE Ensemble Jordi Savall

Und zwei Tage darauf eröffnete Kaiser Maximilian I. mit einer fast einstündigen Rede in der Burg den Kongress. Die schwierigen Beratungen dauerten 4 lange Tage. In dieser Zeit herrschte überall ungetrübte Feststimmung. Turniere, Theateraufführungen und Tanzveranstaltungen – im großen Tanzsaal in der Burg – wechselten in bunter Folge und für alle gab es genug zu staunen.

Schlussendlich wurde im Stephandom am 22. Juli mit großem Pomp die Doppelvermählung der beiden Fürstengeschlechter vollzogen, wobei dem  Prinzen Ludwig von Ungarn Erzherzogin Maria angetraut wurde, Kaiser Maximilian aber für einen seiner Enkelsöhne – es stand noch nicht fest, für welchen – der ungarischen Prinzessin Anna die Ehe gelobte.

Anna schließlich wurde mit dem jüngeren Enkel, dem späteren Kaiser Ferdinand I., verheiratet. Es war eine glückliche und kinderreiche Verbindung: 10 Mädchen und 3 Buben wurden geboren, wovon Maximilian II. später Nachfolger seines Vaters, Kaiser Ferdinand I. geworden ist.

 Die beiden Königreiche Ungarn und Böhmen blieben trotz mancherlei Schwierigkeiten bis 1918 Erblande der Habsburger – so lang kann’s dauern!

Aber zurück zu unserer Hofburg.

Einschneidende Veränderungen ergaben sich, als Ferdinand, Enkel Kaiser Maximilians, von Spanien nach Österreich gesandt wurde, um hier sein großväterliches Erbe anzutreten. Er war in Madrid erzogen worden, kannte unsere Sprache und Bräuche nicht und mag vielleicht entsetzt gewesen sein, die engen, unansehnlichen Gemäuer der Wiener Burg bewohnen zu müssen. Seinen spanischen Einfluss kann man heute noch nachvollziehen, wenn wir an das Spanische Hofzeremoniell des Wiener Hofes bis ins späte 19. Jahrhundert denken oder wenn wir in den Prado gehen aus dem die Wiener den Prater gemacht haben, ebenso wenn wir demnächst in die ersten gelben Früchte, die Marillen, beißen werden.

Und er entschied sich, hier seine Residenz aufzuschlagen:

Aus einer Schrift von Casimir Frescho: Memoirese de la Cour de Vienne.

„Die alte Burg ist erbärmlich. Ihre Mauern haben eine Dicke wie jene der stärksten Wälle; die Treppen sind armselig und ohne Zierde; die Gemächer niedrich und enge mit Decken von gemalter Leinwand ; die Fußböden aus Brettern von Tannenholz wie in dem mindesten Bürgerhause: kurz alles so einfach, als ob es für Mönche erbaut wäre. Dem ist noch hinzuzufügen, dass statt irgendeines Garten nur ein kleiner umschlossener Raum unter den Fenstern der Kaiserin vorhanden ist, in welchem man einige Blumen pflanzt und ein wenig Grün unterhält.“

1529, nach der glücklich abgewehrten Türkengefahr, beschloss er, die Stadt zu einer uneinnehmbaren Festung auszubauen. Zunächst mussten die Schäden an den verschiedenen Gebäuden beseitigt werden.

Ferdinand I., ein Freund der Blumen und Tiere, ließ auch gleichzeitig zu seiner Erholung den im Bereich der heutigen Winterreitschule gelegenen oberen und unteren Lustgarten mit einer Treppenanlage verbinden und im unteren Garten ein neues Ballhaus erbauen. Zur Erinnerung an die Entstehung wurde beim Eingang eine Wappentafel angebracht, die dann, im 18. Jahrhundert an die Nordseite in die Nähe des Burggrabens übertragen worden ist, wo wir sie heute noch sehen können. (Innerer Burghof )

Trotz intensiver Bautätigkeit herrschte in der Burg weiterhin großer Raummangel. Als Erzherzog Ferdinand und Herzogin Katharina von Mantua – eine Tochter Ferdinands – in Wien zu Besuch waren, mussten im Salmschen Haus, auf den Gründen des heutigen Palais Pallavicini, einige Zimmer  für sie eingerichtet werden, weil in der Residenz keine geeigneten Räume zur Verfügung standen.

So entschloss sich der Landesfürst für seine übrigen Kinder auf der Burgbastei in Verlängerung des Westturmes ein neues Gebäude aufführen zu lassen. Es handelt sich um einen dreigeschossigen, schmalen Baukörper, den Teil über der heutigen Durchfahrt vom Platz „In der Burg“ auf den Heldenplatz.

Die nächsten Bauprojekte bringen gewaltige Veränderungen.

Das Gelände südlich der Alten Burg – der heutige Josefsplatz – wurde seit 1565 als Roß –Thumblplatz benützt und dort ein erstes Reitschulgebäude geschaffen. In der Einganshalle der Nationalbibliothek kann man im Geiste noch heute das lebhafte Getrappel der Spanischen Pferde hören. 

 Und es ließ sich Maximilian II. außerhalb des Burgareals eine neue Residenz, die „Neue Burg, erbauen. Später wurde der Bau in das Neues Hofstallgebäude umgewandelt. Unter Kaiser Karl VI., dem Vater von Maria Theresia, verwendete man das Gebäude als Heimstatt der Spanischen Hofreitschule und das ist es bis heute geblieben.

Der Platzmangel in der Alten Burg stieg weiter dramatisch an. Die Lösung die sich anbot war ein Neubau gegenüber der Alten Burg, ohne dabei den weitläufigen Turnierplatz zwischen den beiden Komplexen zu verlieren. Die Neue Burg, später Amalienburg genannt, sollte den repräsentativen Abschluss des Turnierplatzes bilden. An den drei ungewöhnlichen Uhren – einer astronomischen, einer Sonnenuhr und einer Normaluhr, unter dem barocken Türmchen lässt sich dieser Bau leicht erkennen.

Maximilian war mittlerweile in die Alte Burg übersiedelt und hatte Erzherzog Ernst, seinem zweitgeborenen Sohn die Amalienburg jetzt als „Neue Burg“ benannt als Wohnsitz überlassen.

Maximilian selber sammelte mit Leidenschaft Kunstwerke und förderte in großzügiger und vielseitiger Weise die zeitgenössischen Künste und Wissenschaften. Auch haben wir ihm die Gründung der Spanischen Hofreitschule in Lippizza zu verdanken. Für seine großen Bauvorhaben suchte er tüchtige italienische Architekten zu gewinnen: der kaiserliche Gesandte in Venedig unterhandelte unter anderem mit Palladio. Doch infolge des Kaisers kurz beschiedenen Regierungszeit blieben seine Pläne weitgehend unvollendet. Außer der Stallburg und Amalienburg sei aber noch das „Neugebäude“, ein mit allen Raffinessen ausgestatteter Renaissancelandsitz in Kaiser-Ebersdorf bei Wien genannt. Maria Theresia verwendeten 200 Jahre später diesen für sie nutzlosen Bau als Munitionsdepot und entschied, dass die wunderbar wertvollen Marmorsäulen aus dem Renaissancepalast zum Verbau der Gloriette am Schönbrunner Berg verwendet werden sollten.

Die bauliche Gesamterscheinung der Hofburg im 16. und 17. Jahrhundert wird einige Male mit wenig schmeichelhaften Worten geschildert:

Dieser Palast ist so hässlich wie nur irgendeines der Häuser in der Rue des Lombardes zu Paris. Ein Tor, aus Brettern wie zu einer Scheune; an demselben nur auf einer Seite ein kleines Pförtchen; ein Hofraum so engen, dass sich in ihm mit einer Kutsche ohne Schwanenhals gar nicht umkehren lässt:“

Hier wird über die Einfahrt durch das berühmte Schweizertor gerügt.

Diese sicherlich zutreffenden Urteile lassen sich leicht erklären. Die Hofburg lag seit jeher in unmittelbarer Nähe der Stadtmauer, bildete sogar zum Teil die Befestigungen. Angesichts der ständigen Bedrohung durch die Türken gewann der befestigte Charakter immer mehr an Bedeutung.

Unter den drei Kaisern des 17. Jahrhunderts, jeweils Ferdinand genannt, sind an der Hofburg wenige Veränderungen vorgenommen worden. Bedingt durch Kriegs- und Notzeiten – wir schreiben den 30 jährigen Krieg – wurden nur die allernotwendigsten Verbesserungen bzw. Verstärkungen an den Bastionen und Befestigungswerken energisch in Angriff genommen.

Die 1531 errichtete Burgbastion – der so genannte Spanier – war bisher nicht viel als ein gemauerter Zwinger, der unter Ks. Ferdinand II. zu einem gewaltigen Erdwerk ausgebaut wurde. Erst unter Kaiser Leopold I. hatte man die Bastion mit Ziegelmauerwerk verkleidet und an der Farce des endlich vollendeten gewaltigen Bollwerks den kaiserliche Adler angebracht.

LEOPOLDUS ROM.IMP.GERM.HUNG.BOHEM.ZC.REX

REX ARCHIDUX AUSTR.PROPUGNACVLUM HOC

MURO OBDUCI.CURAVITANNO M.D.CLIX. 1659

Wie aber konnte man die Residenzstadt auf diese Seite verlassen?

Die Verbindung aus der Stadt führte durch das Widmertor neben der Burg in den „Spanier“, eine mächtigen  Mauerspitze, und aus diesem durch eine den Wall durchstoßende gekrümmte Durchfahrt auf die eigentliche Bastion; dann lief die Verbindung weiter hinter deren Wall und danach unter diesem hindurch, abermals sich wendend, auf einer langen hölzernen Brücke zwischen Bastion und Ravelin über den Stadtgraben in den gedeckten Weg und weiter gegen das freie Land.

Du das war der heutige Heldenplatz und die Querung der Ringstraße, die ich euch soeben beschrieben habe- man glaubt es kaum!

Mit dem Regierungsantritt von Kaiser Leopold I. machten sich bereits die neuen Kunst- und Bildungsideale des Barockzeitalters bemerkbar.

Die Neigung zur Errichtung monumentaler Bauwerke kündigte sich bei diesem sprachbegabten, gebildeten und musikalischen Monarchen schon früh an, wenngleich Geldmangel und die schwierigen Zeitläufte die volle Entfaltung behinderten. Einen Entschluss fasste Leopold dennoch im Jahre 1660. Es sollte zwischen dem seinerzeit für die Kinder Ferdinands I errichteten Trakt beim Widmerturm und der Amalienburg anstelle der alten Stadtmauer ein stattlicher Neubau entstehen. Die von Philibert Lucchese ausgearbeiteten Pläne fanden die Zustimmung des Kaisers, die Ausarbeitungen wurden den ebenfalls aus Italien stammenden Baumeistern Martino und Domenico Carlone übertragen. Bereits 7 Jahre später konnte zu Jahresende die Kaiserinwitwe Eleonora von Mantua mit ihrem Hofstaat und der Kaiser selbst den Neubau beziehen. (Dazu fällt mir das Krankenhaus Nord ein). Nur 2 Monate später brach ein gewaltiger Brand aus, der ganze Trakt wurde ein Raub der Flammen, brannte vollständig aus und stürzte ein. Die als wunderbar angesehen Rettung einer Kreuzpartikel aus der Kammerkapelle bildete den Anlass zur Gründung des Sternkreuzordens durch Eleonore von Mantua.

Leopold gab sofort den Auftrag, den Trakt wieder zu errichten, diesmal etwas breiter und länger als den ersten. Die Arbeiten gingen nicht so flott voran, wie es der Kaiser gerne gesehen hätte – es fehlte an Geld. Erst 1681 wollte man den Leopoldinischen Takt wieder beziehen, musste aber feststellen, dass weder Türen noch Öfen vorhanden waren…..

Die Ursache des Brandens wurde übrigens von Wiener Bürgern der jüdischen Gemeinde zugeschrieben, es kam zu tätlichen Angriffen und brutalen Zerstörungen.

Anlässlich seiner Vermählung mit der spanischen Infantin Margarita Teresa  (die wunderbaren Gemälde von Diego Velasques kann man im Kunsthistorischen Museum bewundern) ließ im Südwesten der Hofburg dieser musikalische Kaiser durch den begnadeten Architekten Lodovico Burnacini ein neues, hölzernes drei Ränge hohes Opernhaus mit einem Fassungsraum für 5000 Personen auf der „Cortina – der Stadtmauer – im Bereich des heutigen Burggartens errichten. Zum Vergleich: Die Wiener Staatsoper hat einen Fassungsraum vom ca.2100 Besuchern, Stehplätze mitgerechnet.

Die nächsten Jahre sahen keine größeren Bauten im Bereich der Hofburg. Dem Schloss Schönbrunn und der Favorita galt das Hauptinteresse der Habsburger.

1683 – die Befreiung Wiens und die Siege Prinz Eugens in Ost und West ermöglichten Österreich den Aufstieg zur Weltmacht.

Erst jetzt waren die politischen Voraussetzungen auch gegeben, aus der Hofburg – bisher mehr Festung als kaiserliche Residenz – den Palast eines großen Herrschers zu machen. Offenbar hatte sich schon Kaiser Leopold in seinen letzten Jahren mit solchen Absichten getragen. Sein Sohn und Nachfolger Josef I., der Johann Bernhard Fischer von Erlach zu seinen Lehrern zählte, hatte vermutlich ebenso große Pläne, die durch seinen plötzlichen Tod nicht realisiert werden konnten.

Sein Bruder Kaiser Karl VI. verkörpert den typischen barocken Bauherren und Mäzen. Er verlieh dem Begriff der Majestät besondere Bedeutung und so kam es zu einer nie da gewesenen Prunkentfaltung.

Der letzte Spross der Habsburger ließ sich die Förderung der Architektur als äußeres Zeichen der Macht und des Triumphes besonders angelegen sein.

G.F.HÄNDEL: LA REJOUISSANCE aus der Feuerwerksmusik

Hochbegabte Künstler standen ihm zur Durchführung zur Seite. Gleich nach Karls Ankunft aus Spaniern erhielt 1712 Lukas von Hildebrandt den Auftrag, den Torbau zwischen dem Kohlmarkt und Innerem Burghof zu einer monumentalen Triumphpforte umzugestalten. Der neue Torbau hatte drei Durchgänge und war mit figuralen Reliefs und Trophäen geschmückt. Dieses Bauwerk musste allerdings schon 1728 der neuen Reichskanzlei weichen.

Den umfangreichen Plänen von Lucas von Hildebrandt zur gesamten Umgestaltung der Hofburg wären die ältesten und größten Teilen Neubauten zum Opfer gefallen. Geldmangel hat diese großzügigen Pläne allerdings nicht zur Ausführung gelangen lassen.

Letztendlich hat der jüngere Fischer von Erlach seinen Entwurf ausführen können, weil es zweifellos die einheitlichste Lösung darstellt und in der Gasemtplanung nicht zu kostspielig war. Aber immer wieder blieb aus Geldmangel der Bau stecken, wurde nur halbfertig und schien manchmal einer kuriosen Ruine nicht unähnlich. Erst 1889 wurde nach manchen Fehlschlägen die Michaelerfront im Sinne von Fischer fertig gestellt. Für den Schmuck der Portale schuf der Venezianische Hofbildhauer Lorenzo Mattielli vier überlebensgroße Gruppen des Herakles, die auch heute noch die Durchgänge des Inneren Burghofes zum Michaelerplatz flankieren.

Zu den bedeutendsten Leistungen unter Karl VI. zählt allerdings die Erbauung der Hofbibliothek. In der Vergangenheit waren die reichen Bestände oft übersiedelt worden, manchmal unter misslichsten Verhältnissen gelagert. Schon Kaiser Leopold hatte sich Gedanken zur Unterbringung der Sammlung gemacht. Sie sollte im Obergeschoss der Reitschule untergebracht werden. Für Kaiser Karl war das keine Option, er gab Auftrag, neue, zeitgemäße Pläne vorzulegen.

Als Johann Bernhard Fischer von Erlach seine Pläne vorlegte, fand er die Zustimmung des Kaisers und es konnte mit dem eleganten Bau begonnen werden. Die malerische Ausschmückung führte Daniel Gran durch. Im Prunkraum der heutigen Nationalbibliothek befinden sich an die 120.000 Folianten, darunter die fast vollständige 1500 Bände umfassende Sammlung des Prinzen Eugen von Savoyen, die nach seinem Tod vom Kaiser angekauft worden war.

Auf Kaiser Karl geht noch ein drittes Bauwerk zurück, die Winterreitschule. Auf einem 1725 datierten Projekt für die gesamte Hofburg findet sich eine urkundliche Notiz von dem jüngeren Fischer, dass er den Auftrag habe, eine neue Reitschule zu bauen. Diese Arbeit dauerte 5 Jahre, es wurde der gewaltige Dachstuhl aufgesetzt, den man im Rahmen einer Führung durch die Spanische Reitschule begehen kann.

Das alte Ballhaus am Michaelerplatz war in ein Theater umgewandelt worden und als Ersatz für das aufgegebene Ballhaus wurde ein neues am Ende der Schauflergasse errichtet, das bis 1903 bestand und dem Ballhauspplatz seinen Namen gab. Das unter Josef I, errichtete Opernhaus am Tummelplatz/ Josefsplatz wurde in die Redoutensäle integriert und schon 1748 fand dort der erste Maskenball statt.

Über Verordnung von Maria Theresia wurde eine Apotheke erworben und in die Stallburg verlegt, wo sie bis vor einigen Jahren noch treue Dienste versehen hat, danach zu einem Lipizzanermuseum umfunktioniert wurde das wenig rentabel war und heute bekommt man dort finger food und coffe to go, gleich neben den Pferden.

Die Regierungszeit von Kaiser Franz I. Stefan von Lothringen und der Königin von Ungarn und Böhmen Maria Theresia zeigen in der Hofburg nur geringe Bauvorhaben wie Erneuerungen, und Ausbesserungen. Beider Interesse lag im Ausbau der zukünftigen offiziellen Sommerresidenz Schloss Schönbrunn. Zu erwähnen ist da der Bau der Gloriette am Schönbrunner Berg, den die Königin anläßlich ihres militärischen Sieges über die preussischen Truppen und ihren verhassten Erzfeind Friedrich II., den Großen als Ausdruck der Glorie des Hauses Habsburg- Lothringen errichten ließ.

Franz Stefan ist nicht so sehr als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation hervorgegangen als viel mehr als der geschäftstüchtigste Kaiser der Dynastie. Er gründete Manufakturen und belieferte die preußische Armee mit Waffen, als diese gegen seine Frau kämpfte. Bei seinem Tod 1765 hinterließ er Maria Theresia ein Vermögen von, nach heutigem Kaufwert, ca., 72 Mio. – nicht schlecht!

Einen Teil, nämlich 12 Mio. verwendete sie für die Tilgung der Staatschulden, mit nochmals 6 Mio. € gründete sie den Familienversorgungsfonds, der bis 1919 bestanden hat, Privatvermögen waren davon ausgenommen.

 Und  Kaiser Josef II., der Sohn?

Als Mann der Aufklärung hatte er keinerlei Verständnis für Prunk und Pomp. Sein Interesse lag bei den Reformen des täglichen Lebens im Sinne der Aufklärung ähnlich dem  deutschen König Friedrich, mit dem er befreundet war; sehr zum Verdruss von Maria Theresia, die den „schlechten Einfluss“ auf ihren Sohn fürchtete. Allerdings zeigte Josef großes Interesse an der Änderung des Burgtheaters in eine nationale Bühne in der ausschließlich Werke von deutschsprachigen Autoren und Musikern aufgeführt werden sollten.

Der Erfolg ließ allerdings zu wünschen übrig und so ging man im Laufe der Zeit wieder zur gemischten Programmgestaltung über – Haydn, Mozart, nur ganz wenig Salieri. Mit dem Tod Josefs und der sehr kurzen Regierungszeit seines Bruders Leopold II. war der aufklärerische und sehr wirtschaftliche Erfolg des Landes beendet, Kaiser Franz II., dessen Tante Marie Antoinette in Paris am Schafott hingerichtet worden war, hegte große Ängste, dass die freiheitlichen Ideen der Französischen Revolution in sein Reich eindringen würden. So entstand unter Mitwirkung des klugen, genialen aber machtgierigen Kanzlers Fürst Metternich ein Polizeistaat in dem freie Rede und Versammlungsfreiheit höchst gefährlich geworden waren. Die Menschen reagierten darauf mit besonders gemütlichen und bequemen Wohnungseinrichtungen, mit geselligen Abendveranstaltungen im kleinen Kreis der eigenen 4 Wände. Selbst in der Wiener Hofburg fand der neue Stil seinen Platz, alles wurde biedermeierlich.

Napoleon, der 1805 Wien besetzt hatte, mag verwundert gewesen sein über die bequeme Einfachheit; denn in seinem Reich war eine andere großzügigere Moderichtung vorherrschend – das Empire. Besonders deutlich sieht man das auf einem Gemälde in der Wiener Schatzkammer: Kaiserin Marie- Luise im Hochzeitskleid anlässlich ihrer Vermählung mit Kaiser Napoleon in Paris.

Eine zweite Besetzung Wiens durch die Franzosen brachte bei deren Abzug erhebliche Schäden an der Burgbastion, die von den Truppen auf Anordnung des Französischen Kaisers gesprengt worden waren.

Schon in der Vergangenheit hatte man immer wieder Pläne zu einer größeren Stadterweiterung erwogen. Nach dieser Sprengung wurden neuerliche Überlegungen angestellt. Aber noch war es nicht so weit.

 Napoleons Bonaparte, der nach seinem desaströsen Russlandfeldzug und der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig abdanken musste, wurde in die Verbannung nach Elba geschickt.

Unter der klugen und staatsmännischen Leitung des Kanzlers Fürst Metternich kamen alle Potentaten nach Wien, um an einem „runden Tisch“ – er war eigentlich gar nicht rund – über eine Neuaufteilung Europas zu verhandeln.

In der Burg selber wohnten als Gäste des stets anwesende Hausherr Kaiser Franz, Zar Alexander von Russland, der sich in erste Linie in Wien mit der Weiblichkeit vergnügte, ferner der vornehme und würdevolle König Wilhelm von Preußen, der im Volk bald beliebte König Frederik VI. von Dänemark und der als grob verschrienen König Friedrich von Württemberg.

Der Auftakt zum berühmten Wiener Kongress erfolgte mit einer Redoute bei Hof, an der 12.000 Menschen teilgenommen haben sollen. Die Winterreitschule und der Redoutensaal waren durch 8000 Wachskerzen erhellt. Die Herrscher und Mächtigen verfügten über Thronhimmel, überall gab es Buffets mit den köstlichsten Erfrischungen und Getränken aber auch ein ungeheures Gedränge.

Dennoch konnte man das Tanzbein schwingen zu Musik, die vielleicht so geklungen hat:

FRANZ SCHUBERT. GRAZER GALOPP

Dieses wichtige Treffen hatte am 2. Oktober 1814 begonnen und ging viel später als erwartet im Juni 1815 mit der Unterzeichnung der Kongressakte zu Ende.

Damit begann eine verhältnismäßige friedliche Periode, die bis 1848 währen sollte.

Kurze Zeit später wurde das alte Burgtor und der gesprengte „Spanier“ abgetragen und ein neues Äußeres Burgtor durch Peter Nonbile erbaut; die feierliche Einweihung fand am 10. Jahrestag der Völkerschlacht zu Leipzig statt.

Der junge Kaiser Franz Josef I. hatte mittlerweile die Kaiserwürde von seinem sehr kranken Onkel Ferdinand, der Gütige, übernommen; damals konnte er nicht wissen, dass er dereinst der am längsten dienende Kaiser des Reiches werden würde. 68 Regierungsjahre, das ist schon eine sehr lange Zeit.

Die Wohnungsnot in der Haupt- und Residenzstadt wurde immer drückender spürbar, eine Lösung musste gefunden werden. Mit dem berühmten Handschreiben erließ der Kaiser Franz Josef I. am 20. Dezember 1857 die Stadterweiterung mit den folgenden Worten:“ Es ist Mein Wille, dass die Erweiterung der Inneren Stadt….. ehestmögliich in Angriff genommen wird.“

In diesem Erlass wird auch festgehalten, dass auf die nötigen Gebäude für Museen und Galerien Bedacht zu nehmen sei.

Zur Planung der großzügigen Erweiterungen wurde ein internationales Komitee eingeladen, zu dem auch der damals schon sehr bekannte Architekt Gottfried Semper zählte. Die Jury ließ sich die verschiedenen Entwürfe der Teilnehmer vorlegen und schlussendlich entschied man sich für den Wiener Architekt und Baumeister Carl Hasenauer. Gemeinsam mit Gottfried Semper wurde dann das sogenannte Kaiserforum entwickelt und leicht abgeändert errichtet, so wie wir es heute sehen können:

Am Heldenplatz steht jetzt die Neue Burg mit ihren unterschiedlichsten Sammlungen, gegenüber am Maria Theresienplatz die beiden markanten Bauten des Kunsthistorischen und Naturhistorischen Museums und als schönen Abschluss im Hintergrund die ehemaligen Hofstallungen, heute das beliebte Museumsquartier.

Der Heldenplatz selber, dessen Name von den beiden übergroßen Reiterstandbildern stammt, hieß damals volkstümlich Promenadenplatz.

Nach dem Verlust des Ersten Weltkrieges und dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie diente der Heldenplatz als Kundgebungsplatz aller politischen Lager.

Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler quasi als Geste des Triumphes über die Vorgängerregierung vom Balkon der Neuen Burg aus, den versammelten Massen auf dem Heldenplatz den „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich

FRANZ LISZT: TRAUERMARSCH

…und dann fielen die Bomben und fielen und fielen … 

Und jetzt? Wieder ist der Heldenplatz Versammlungsort mehr als das, Treffpunkt und Platz für Erholung. Und jedes Jahr, am 8. Mai, wird an diesem Platz feierlich der Tag der Freude begangen – und es bleibt Freude!

Heute so viele Jahre später und um so viele Erfahrungen hoffentlich reicher sehen wir die Wiener Hofburg in einem neuen Licht. Obwohl sie niemals einem Gesamtkonzept oder einheitlicher Planung unterworfen war, ist ein historisches aber auch zeitgemäßes Gesamtkunstwerk im Herzen unserer Stadt gewachsen.

Jedes Mal, wenn ich nach  getaner Arbeit im Tempel hinaus gehe durch den Durchgang zum Heldenplatz und weiter Richtung Burgtor und dann in der nächtlichen Stille stehen bleibe, mich rundumschaue, vielleicht leuchten die Sterne oder sogar ein gelber Mond, dann geht mir das Herz auf.

 nach einem Text von Joseph von Eichendorf

ROBERT SCHUMANN: MONDNACHT

Es war, als hätt der Himmel

Die Erde still geküsst,

Dass sie im Blütenschimmer

Von ihm nun träumen müsst’.

Die Luft ging durch die Felder

Die Ähren wogten sacht,

Es raunten leis die Wälder

So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte

Weit ihre Flügel aus,

Flog durch die stillen Lande,

Als flöge sie nach Haus.