28. November 2016

FAQ

Was bedeutet: Arbeit am rauen Stein?

Freimaurer arbeiten symbolisch am Bau des Tempels der Menschheit/der Humanität. Dabei stellen sie sich vor, dass sie die Bausteine dazu selbst sind, also die Schwestern und Brüder. Im Steinbruch sind die Steine noch roh und unbehauen. Um in das Bauwerk zu passen, müssen sie bearbeitet und geformt werden. Wer in den Freimaurerbund aufgenommen wird, ist zunächst ein rauer Stein. Erst bei der „Arbeit am rauen Stein“ kann man allmählich erkennen, wozu der einzelne Stein gebraucht werden kann. Die besonders festen sind für das Fundament bestimmt, die weichen Sandsteine lassen sich gut für Verzierungen oder Figuren bearbeiten. Die Arbeit am rauen Stein ist das Erkennen der eigenen Möglichkeiten und das Beginnen, am eigenen Stein die störenden Unebenheiten und Ecken abzuschlagen, damit sich der Baustein in den Tempelbau einfügen lässt. Der Einfluss der brüderlichen Gemeinschaft in der Loge ist dabei unerlässlich. So kann jeder raue Stein einmal zu einem gut behauenen Werkstück werden. Diese wichtige Arbeit findet kein Ende. Die Form des idealen Kubus erreichen wir auf unserer irdischen Lebensbahn niemals ganz. Deshalb reißt die Arbeit am rauen Stein nie ab.

Sind Freimaurer eine geheime Gesellschaft?

Nein, ansonsten könnten Sie auf diesen Seiten keine Antwort auf Ihre Frage finden. Es gibt kaum eine angeblich geheime Gesellschaft, über die Sie im Internet und in Büchern so viel Informationen nachlesen können, wie die der Freimaurer. Ein großer Teil der Informationen wird sogar von Freimaurern selbst herausgegeben. Selbst unsere angeblich geheimen Rituale können Sie in gut sortierten Bibliotheken nachlesen. Bei einigen Logen (hauptsächlich in Deutschland) können Sie sich sogar vor Ort informieren, öffentliche Veranstaltungen besuchen oder sich zu Gästeabenden einladen lassen. Allerdings: die Freimaurer sind eine vertrauliche Gesellschaft. Die Logen sind auf Brüderlichkeit und Vertrauen aufgebaut. Jeder Freimaurer bewahrt Stillschweigen darüber, was ihm die anderen Schwestern und Brüder anvertraut haben oder was in der Loge besprochen wurde.

Was genau ist unter Initiation zu verstehen?

‚Initiation‘ kommt vom Lateinischen initium = der Eingang oder auch initiieren = hineingehen (auch Einweihung oder Rezeption genannt). Die Freimaurerei ist ein sog. Engbund, der Außenstehenden verschlossen ist. Man bezeichnet den Bund der Freimaurer auch gelegentlich als letzten Mysterienbund. Ein Profaner = Außenstehender kann nur auf dem Weg der Initiation in jenen Kreis der ‚Eingeweihten‘ eingeführt werden, d.h. er muss durch ein Tor, einen Eingang gehen, um in eine neue Welt zu gelangen. Dieser Eingang wurde zu allen Zeiten als Neugeburt verstanden, welche ihrerseits den ’symbolischen‘ Tod voraussetzt, als Hinter-sich-lassen und Abstreifen alles Vorherigen. So gesehen, entspricht die Aufnahme in den Bund der Freimaurer tatsächlich einer Initiation, wobei der eigentliche Neubeginn oder die Neugeburt der Augenblick der Verwandlung des Fremdem in den Bruder ist. Initiation ist also nicht durch Erkenntnis oder durch Offenbarung zu erlangen, sondern ist ein ritueller Akt, der eine innere Wandlung zum Ausdruck bringt.

Warum nennen Freimaurer ihren Versammlungsraum einen Tempel?

Der Tempel ist ein Ort der Einkehr, der Kontemplation – der maurischen Arbeit. Die Bezeichnung Tempel verweist auf den Salomonischen Tempel, das erste große, steinernen Bauwerk, das in der Bibel genannt wird. Ihn haben die Steinmetzen des Mittelalters, später die Freimaurer, zum Vorbild genommen. Sie betrachten den Tempel als Bauhütte oder Atelier. Auf ihr soll sich einmal der Tempel der Humanität symbolisch erheben. Als Tempel kann im Grunde jeder geeignete Raum genutzt werden. In der Anfangszeit der Freimaurerei tagten die Brüder in Gaststätten und nutzten einen ungestörten Raum als Tempel. Wo die Möglichkeit besteht, ist der Tempel ein festlicher, meist in Blau gehaltener Raum mit verhängten Fenstern, um die Abgeschlossenheit gegenüber der Außenwelt zu betonen.

Welche Pflichten kommen auf mich zu, wenn ich mich der Freimaurerei anschließe?

Im Vorfeld sollten Sie die Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit Ihres Interesses an der Freimaurerei selbstkritisch prüfen. Wir schließen mit unseren Schwestern und Brüdern einen Bund fürs ganze Leben – auch wenn ein Austritt jederzeit möglich ist, sollte dies eine seltene Ausnahme bleiben. Besonders in den ersten Jahren nach Ihrer Aufnahme sollten Sie bereit und in der Lage sein, an den Zusammenkünften Ihrer Loge regelmäßig teilzunehmen, damit Sie vertraut mit Ihren Schwestern und Brüdern und dem Brauchtum werden. Sobald Sie zum Gesellen befördert wurden, sollen Sie auch andere Logen besuchen. Bei Ihrer Aufnahme geloben Sie Verschwiegenheit. Dies betrifft alle Interna, gleich ob Ritual, Erkennungszeichen oder Sachverhalte, die Ihnen in der Loge, auch aus dem Lebensbereich anderer Schwestern und Brüder, anvertraut werden. Sie sollten bereit sein, sich auf diese Verschwiegenheitspflicht einzulassen. Brauchtum, Geschichte und Anspruch der Freimaurerei sollen sich Ihnen erschließen. Dies erfordert Ihre Beschäftigung mit der einschlägigen Literatur, die in den meisten Logen aus eigenen Bibliotheken angeboten wird. Besonders in kleineren Logen ist es erwünscht, dass auch die junge Schwester und der junge Bruder bereit sind, sich zu engagieren und Aufgaben zu übernehmen. Die Loge ist keine Einbahnstraße, wo man seinen Beitrag zahlt und damit automatisch den Anspruch erwirbt, einmal die Woche unterhalten zu werden. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geben und Nehmen ist die Grundlage für ein harmonisches Miteinander in der Loge. Sie werden also Ihr Wissen, Ihre Erfahrungen und Ihre konstruktive Kritik einzubringen haben. Die Bruderschaft bringt Ihnen bei Ihrer Aufnahme einen großen Vertrauensvorschuss entgegen, jede einzelne Schwester und jeder einzelne Bruder bietet Ihnen menschliche Wärme und Freundschaft an – seien Sie bereit, sich zu öffnen und Ihren Beitrag zur Brüderlichkeit zu leisten.

Wird ein bestimmter Bildungsgrad erwartet?

Für den Freimaurer ist die Herzensbildung wichtiger als die Schulbildung. Trotzdem sollte ein grundlegendes Interesse bestehen, sich mit alltagsübergreifenden Fragestellungen zu beschäftigen und auseinanderzusetzen sowie Sinn und Ziel des eigenen Handelns zu beleuchten. Es bedarf in der Freimaurerei mehrerer Fähigkeiten: eines gewissen Abstraktionsvermögens und eines Einfühlungsvermögens in Symbole und rituelle Handlungen sowie der Bereitschaft zur Selbstreflexion und ebenso der Arbeit an sich selbst.

Wie alt muss man sein oder welche Stellung muss man haben, um bei einer Loge aufgenommen zu werden?

Für das Alter von Freimaurern gibt es an sich keine fixen Regeln, dennoch hat sich herauskristallisiert, dass es so gut wie keine Freimaurer unter 24 Jahren gibt. Eine bestimmte Position in einer Firma oder der Gesellschaft ist unter keinen Umständen für die Aufnahme in eine Loge Voraussetzung – im Gegenteil: es kommt auf die menschlichen Qualitäten an.